Man hört häufig von jemandem sagen, dass er etwas erkannt, verstanden oder begriffen habe und dass er erweckt sei.
Dem mag so sein oder vielleicht auch nicht. Solche Äußerungen gelten meist nur für den Augenblick.
Es ist uns überhaupt nicht möglich, etwas Endgültiges bzw. Unveränderliches zum Ausdruck zu bringen. Nun, ist diese Behauptung von mir eigentlich etwas Endgültiges? Sie wird allerdings auf einer anderen Ebene geäußert, als der Sachverhalt, auf den sie sich bezieht. Sie stellt nur eine Sichtweise bzw. eine Stellungsnahme dar. Nach ihrer Endgültigkeit fragen wir deshalb lieber nicht.
Wir haben manchmal das Gefühl, eine Erkenntnis gewonnen zu haben. So, z.B., habe ich jedes Jahr, jedes halbe Jahr, jeden Monat, sogar jeden Tag das Gefühl, etwas erkannt zu haben. Im Nachhinein stellt sich jedoch heraus, dass solches Gefühl in der Tat nur dem entsprach, was ich in dem Moment verstanden und empfunden hatte. In Wirklichkeit verändert sich alles mit der Zeit. Selbst die Liebe für jemanden ist keine Ausnahme. „Ich liebe dich für immer“ sagst du zu jemandem. Diese Äußerung bringt eigentlich nur deine augenblickliche Empfindung bzw. deine Erkenntnis in dem Moment oder vielleicht auch nur dein Versprechen zum Ausdruck. Aber die Zeit ist schlicht und nüchtern, und das Leben voller Zufälle. Im Laufe der Zeit und unter anderen Umständen verliert dein Versprechen an Bedeutung. Du nimmst es nicht mehr so ernst oder verratest du es sogar.
Ich glaube, Erwachen – also, Erkenntnis gewinnen – sollte am besten als ein Prozess verstanden werden. Im Leben gewinnen wir permanent Erkenntnisse: über das eigene Leben, das Leben der Bevölkerung, eine Organisation, ein Volk und seine Kultur, die Natur und den Kosmos, das bisher Unbekannte, das Unbeachtete im Alltag, und so weiter und so fort. Durch Erkenntnis all dieser Dinge gelangt man zu einem immer aufs Neue werdenden Bewusstsein. Im Allgemeinen hängt das Erkennen von der Entwicklung unserer Methodologie, der Veränderung unserer Standpunkte/Sichtweisen, der Veränderung der Sprache, dem Austausch der heterogenen Gedankengütern, der Fort- und Rückbewegung vom Sprachaustausch, der Praxis der Meditation, und mehreren anderen Einflüssen ab. Die Erkenntnis ist immer das Ergebnis eines Prozesses in der Vergangenheit.